Was sind ETFs eigentlich?
Exchange Traded Funds (ETFs) bedeutet „an der Börse gehandelter Fonds“. Im Vergleich zu „normalen“ Aktienfonds handelt es sich bei ETFs um eine Art von Fonds, die wie börsennotierte Aktien auf einfache und effiziente Weise während der gesamten Börsenöffnungszeit handelbar sind. ETFs sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden und die Nachfrage an dieser Investmentform steigt von Jahr zu Jahr. Ich versuche Ihnen im Folgenden ETFs so einfach wie möglich zu erklären, denn es wird Ihnen nichts bringen, wenn Sie sich Bücher kaufen, die Sie zwar lesen, aber hinterher kein einziges Wort verstanden haben. Auch ich lese immer wieder Bücher, die mit Formeln vollgestopft sind, was für einen Anleger überhaupt nicht wichtig ist.
Wichtig ist, dass Sie auf gewisse Gegebenheiten schnell reagieren können. Sie müssen wissen, wo Sie die Anlage finden, wie Sie sie handeln können und was Sie Ihnen an Rendite bringt. So einfach ist das. Die besten Trader haben auch nicht immer sechs Bildschirme und sitzen nur den ganzen Tag vor dem Computer und kaufen und verkaufen die ganze Zeit. Die meiste Zeit verbringen Trader mit beobachten zu und wenn sie die Chance sehen, schlagen sie zu. Bei ETFs geht das viel entspannter zu, da man diese Anlageform als mittel- bis langfristige Anlege sehen sollte.
ETFs auf dem Vormarsch
Diese Anlageform wird in den nächsten Jahren immer populärer werden wird und das Umdenken der Fondsgesellschaften mit Ausgabeaufschlägen und enormen Gebühren wird auch hier bald einsetzen. Sie werden Ihr Geld selbst in die Hand nehmen und verwalten können und das sollte das Ziel sein. Vermeiden Sie irgendwelche Marktprognosen abzugeben, denn es kommt sowieso meistens anders. Natürlich sollten Sie die Märkte beobachten und ein wenig über den Tellerrand hinaussehen, dann werden Sie erkennen, dass gewisse Faktoren logisch sind und gar nicht anders laufen können. Wie z.B. ein steigender Ölpreis, Gold, Silber und andere Rohstoffe, deren Preis in die Höhe schnellt. Aber auch auf diese Faktoren werde ich in den nächsten Kapiteln eingehen.
Die ersten Fonds, die an der Börse gelistet waren und Indizes nachbildeten, gab es in den siebziger Jahren. Den ersten ETF legte das Asset Management Unternehmen State Street Global Advisors auf, mit dem Namen Standard & Poor´s Depositary Receipt (Abkürzung SPDR, umgangssprachlich Spider genannt). Das war im Jahr 1993. Heute hat dieser Fonds ein Volumen von ca. 50 Milliarden US-Dollar. Es gab danach auch einige Nachfolger und alle diese Produkte wurden an der Amex American Stock Exchange gehandelt, also als Parketthandel. Doch AMEX hielt zu sehr am Parketthandel fest und das Volumen wurde immer geringer. So wanderten die Fondsgesellschaften zur New York Stock Exchange ab.
Die Umstrukturierung des Marktes begann als der passive Anbieter Barclays Global Investors mit seinen ISHARES auf den Markt drängte. Anfänglich noch belächelt ist ISHARES heute der größte Anbieter der Welt mit einem Volumen von 140 Milliarden US-Dollar an Kundengeldern, die in ISHARES ETF investiert haben.
In Deutschland werden aktuell Kundengelder von ca. 20 Milliarden Euro verwaltet. Weltweit sind es derzeit 440 Milliarden US-Dollar. ETFs sind börsengehandelte Indexfonds, die den richtigen Boom in Deutschland noch erleben werden. Unterschieden wird bei dieser Anlageform in passiv und aktiv gemanagte ETFs. Die passiven ETFs werden als klassische Indexfonds bezeichnet. Sie sind in ihrer Anlageentscheidung objektiv und frei von Fehlentscheidungen, denn in diesem Fall übernimmt der Markt die Funktion des Fondsmanagers.
Die aktiv gemanagten ETFs weisen zwar grundsätzlich die gleichen Vorteile wie die passiven ETFs auf, doch versuchen die Fondsmanager, zumindest mit einer gewissen individuellen Gestaltungsfreiheit bei der Aktienauswahl den Index zu übertreffen. Grundsätzlich wird zwischen „aktiv gemanagten Fonds“ und „passiv gemanagten Fonds“, auch ETFs (Exchange Traded Funds), Indexaktien oder Indexfonds genannt, unterschieden.
Passiv gemanagte Fonds
Passiv gemanagte Fonds versuchen einen vorgegebenen Index möglichst exakt, also im Verhältnis 1:1, nachzubilden. Dieser Index kann der eines Landes, einer Branche oder gar ein globaler Index sein. Fondseigenes Aktienresearch durch das Fondsmanagement entfällt bei passiv gemanagten Fonds.
Bei passiv gemanagten Fonds handelt es sich um Produkte, bei denen das Fondsmanagement die Depotwerte bei der Auflegung des Fonds in Anlehnung an einen zugrunde liegenden Index einmal zusammenstellt und sie dann hält. Lediglich Nettozu- und -abflüsse des Fonds werden neu disponiert. Das Fondsvermögen wird nur dann umgeschichtet, wenn sich die Zusammensetzung des Index ändert, also ein Unternehmen den Index verlässt und ein anderes aufrückt, oder wenn sich die Gewichte innerhalb des Index verschieben (z.B. durch die neue Streubesitzregelung).
Für die Investmentgesellschaft ist es nicht erforderlich, aktive Anlagestrategien oder aufwendiges Research zu entwickeln. Damit sind bei passiv gemanagten Fonds die Transaktionskosten meist geringer als bei aktiv gemanagten Fonds.
Durch den Erwerb eines passiv gemanagten Fonds können Investoren durch eine einzige Transaktion alle im Index enthaltenen Werte erwerben. Wer also auf deutsche Blue Chips setzen möchte, greift zu einem Index-Fonds auf den DAX, wer sich zum Beispiel mehr für Mid Caps interessiert, wird bei einem MDAX Fonds fündig und wer Europas große Unternehmen bevorzugt, könnte sich für einen Index Fonds auf den EURO STOXX 50 entscheiden. So kann die Anlage transparent auf Länder, Branchen, Wachstums- oder Substanzwerte fokussiert werden. Bei der Auswahl eines passiv gemanagten Fonds sollte der Anleger unterscheiden zwischen sogenannten Performanceindizes, in denen die Dividendenzahlungen der enthaltenen Unternehmen mitberücksichtigt werden, und sogenannten Kursindizes, bei denen Dividendenzahlungen keine Berücksichtigung finden. Bespiele für Performance-Indizes sind etwa der DAX oder MDAX. Kursindizes sind dagegen der EURO STOXX 50 oder der Dow Jones Industrial Average.
Der Preis für einen Anteil eines passiv gemanagten Fonds entspricht weitgehend einem vom Emittenten festgelegten Bruchteil des nachgebildeten Index. Der Preis des Fonds ist darüber hinaus jederzeit durch den fortlaufend berechneten indikativen Net-Asset-Value (=Nettoinventarwert) überprüfbar.
Die Berechnung des NAV gewährleistet hohe Transparenz zur Überprüfung der Übereinstimmung zwischen Inventarwert des Fonds und dessen Börsenkurs. Passiv gemanagte Fonds weisen im Vergleich zu den klassischen Investmentfonds ein ausgesprochen hohes Maß an Transparenz aus. Während die Emittenten klassischer Investmentfonds lediglich zum Quartalsende ihre Portfoliostruktur offen legen, ist der Anleger in passiv gemanagten Fonds fortlaufend über die aktuelle Zusammensetzung seines Produktes informiert.
Aktiv gemanagte Fonds
Aktiv gemanagte Fonds versuchen die Wertentwicklung eines oder mehrerer Vergleichsindizes (Benchmark) zu übertreffen, um damit eine höhere Rendite zu erzielen. Die Zusammensetzung des Fondsportfolios wird von einem Fondsmanager beobachtet, überprüft und je nach Marktsituation angepasst.
Das Fondsmanagement weicht durch ein aktives Portfoliomanagement gezielt von der gesetzten Benchmark ab und versucht, je nach Marktsituation, durch strategische Positionsveränderungen die Rendite zu steigern. Dazu gewichten die Fondsmanager entsprechend ihren Researchergebnissen einzelne Titel gegenüber dem Vergleichsindex unter oder über oder sie kaufen nur einige aussichtsreiche Aktien des Index.
Aktiv gemanagte Fonds haben in Zeiten sinkender Aktienkurse durchaus Vorteile gegenüber passiv gemanagten, da es diesen nicht möglich ist ihre Aktienbestände zu reduzieren und das dadurch frei werdende Geld in Barmittel bzw. Anleihen zu investieren, da sonst die Indexnachbildung nicht mehr gegeben wäre.
Kosten für ETFs
ETFs zeichnen sich erstens durch äußerst geringe Kosten aus. Dadurch dass ETFs die Indizes exakt abbilden, kommt es zu keiner weiteren Aktivität im Portfolio. Das heißt, die permanenten Umschichtungen bleiben aus und somit werden die Transaktionskosten auf das Minimum reduziert. Die Gesamtkostenvorteile ergeben sich aus den Positionen Ausgabeaufschlag, Rücknahmegebühren und Verwaltungsgebühren. Zusätzlich zeichnen sich ETFs durch niedrige Handelskosten aus. Sollten Sie sich für einen ETF entscheiden, fallen weder ein Ausgabeaufschlag an, noch werden beim Verkauf Rücknahmegebühren erhoben. Bei klassischen Fonds fallen z. B. Vermögensverwaltungsgebühren an, die im Bereich von 0,8 – 2 Prozent liegen können. Bei ETFs sind diese Managementgebühren wesentlich niedriger und es fallen auch keine Kosten für Prospekterstellung und Lizenzen an. Veränderungen der Indexgewichtung und das Management von Dividendeneinnahmen sind bei ETFs kostenlos. Die Gesamtkostenquote gibt die jährlichen Kosten eines Fonds an, und diese fallen zusätzlich zum Ausgabeaufschlag an.
– Jährliche Verwaltungsgebühr
– Depotgebühr
– Umtauschgebühr
– Depotbankgebühr
– Erfolgsabhängige Gebühr
ETFs zeichnen sich durch ihre hohe Transparenz aus und wie bei Aktien sind alle nötigen Börseninformationen wie Kurse, Handelsvolumina und Geld und Briefkurse jederzeit abrufbar.
Flexibilität
Der Vorteil eines ETFs gegenüber Fonds ist auch, das diese so oft gekauft und verkauft werden können wie eben Aktien auch. Das heißt Sie können schnellstmöglich und kurzfristig auf das aktuelle Marktgeschehen reagieren. ETFs werden auch oft dafür eingesetzt, um in den gesamten Markt zu investieren. Auch als Alternative zu Futures wären ETFs geeignet. Sie können mit einem einzigen Produkt und einer einzigen Transaktion ihr Portfolio diversifizieren. Das heißt Ihr Portfolio weist sehr geringe Schwankungen auf und somit ist auch das Risiko begrenzt, da es nicht auf einen einzelnen Titel setzt.
Da die mindesthandelbare Menge nur ein Stück beträgt, wird eine ständige Liquidität mit geringen Geldbrief-Spannen, auch für kleine Mengen, sichergestellt. Die niedrigen Handelsspannen (Spreads) werden unabhängig von der Höhe der Börsenumsätze festgesetzt. Designated Sponsors garantieren eine hohe Liquidität in dem sie permanent An- und Verkaufskurse für die ETFs stellen. Somit werden die Käufe und Verkäufe schnellstens ausgeführt.
Was ist besser: ETFs, Zertifikate oder Fonds?
Die Gründe für ETFs:
– Normaler Kauf / Verkauf an der Börse
– Sondervermögen und somit Kapitalgarantie
– Transparente Gebühren
– Dividenden kommen dem Anleger zu gute
– Passive ETFs sind nie schlechter als der Markt
Vergleich: Fonds und ETF
– ETF-Kosten: 0,15 – 0,4 Prozent
– Fondskosten: 1,5 Prozent
– bei 30 Jahren Anlagedauer sind das 30 Prozent
Bei einem Anlagebetrag von 10.000 Euro mit monatlicher Zuzahlung von 200 Euro, ist das nach 20 Jahren ein Unterschied von 15.000 Euro. Hier nochmals die Vorteile eines ETFs zusammengefasst.
Wie finde ich die richtigen ETFs?
Es ist im Prinzip relativ einfach ETFs zu finden. So finden Sie bspw. unter www.dbxtrackers.de alle ETFs der Deutschen Bank. Auf der Startseite befindet sich eine PDF-Datei mit dem gesamten ETF-Angebot der Deutschen Bank. Unter www.ishares.de stehen alle ETFs ebenfalls direkt auf der Startseite. Daneben finden Sie noch weitere Rubriken für ETFs auf Aktien, Rohstoffe oder auch Renten. Unter www.lyxoretf.de finden Sie, ebenfalls direkt auf der Startseite, die gesamte ETF-Palette von Lyxor Management. Auf allen Seiten befinden sich zudem Suchmasken oder die Seite ist bereits so aufgeteilt, dass die einzelnen Rubriken angeben sind. Die meisten ETFs finden Sie also schon auf den Startseiten der Anbieter. Die meisten Finanzseiten im Internet verfügen ebenfalls bereits über ETF-Rubriken, in denen Sie sehr viele Informationen zu dieser Anlageform finden.
Risiken
Wie bei jeder Anlage an der Börse gibt es auch bei ETFs Risiken, die man nicht unter den Teppich kehren darf. Die Wertpapiere, die in den ETF integriert sind, steigen und fallen und somit natürlich auch der ETF. Demzufolge kann es sein, dass der Anleger nach Verkauf nicht den gesamten Betrag bekommt, da der Markt nicht den erwarteten Trend eingeschlagen hat. Zudem kann der ETF durch Änderungen der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung, rechtlichen, steuerlichen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen nachteilig beeinflusst werden.
Wechselkursrisiken können entstehen, wenn Sie ETFs kaufen, die nicht in Euro abgerechnet werden.
Beim Indexrisiko gibt es zwei Komponenten, die man beachten sollte. Es kann zum ersten nicht gewährleistet werden, dass die Indizes auch in Zukunft auf die gleiche Art und Weise berechnet werden. Zum zweiten kann auch die Indexzusammenstellung ein Risiko darstellen. In einigen Indizes werden die Unternehmen nach Marktkapitalisierung gewichtet. Das heißt, der Titel wird in den Index nur aufgenommen, wenn er eine gewisse Marktkapitalisierung erreicht hat. Der Nachteil ist, dass es sein kann, das dieses Unternehmen nach Erreichen dieser Marktkapitalisierung, nun ihren Höhepunkt erreicht hat und der Höhenflug zu Ende ist. Die Garantie, dass der ETF dauerhaft an der Börse notiert, kann nicht gegeben werden. Wenn zuwenig Vermögen in den ETF fließt und die Managementgebühren, Marketing, Administration und Lizenzgebühren nicht gedeckt wird, kann es sein, dass der Emittent den ETF schließt. Das Kapital ist allerdings nicht weg, sondern es kann sein, dass der ETF zum Nettoinventarwert zurückgekauft wird oder der Betrag wird auf Wunsch kostenlos in einen anderen ETF umgeschichtet.
Fazit
Es werden eine Menge Produkte aufgelegt, über deren Sinn man häufig nur den Kopf schütteln kann. Eine Anlage muss nicht immer kompliziert sein, damit sie funktioniert und das beweist ein ETF. Die Anlage ist einfach aufgebaut, transparent und zeichnet sich durch geringe Kosten aus. ETFs bilden einfach nur den DAX, Dow Jones oder den Euro Stoxx 50 1:1 ab. Kein Fondsmanager muss sich für oder gegen eine Aktie entscheiden und da sie über die Börse gekauft werden, fallen auch keine Ausgabeaufschläge an.
Die Managementgebühr gegenüber Fonds ist mit 0,15 – 0,5 Prozent sehr günstig. Das Sie wahrscheinlich noch sehr wenig über ETFs gehört haben, liegt daran, dass die Hausbank Ihnen solch ein Produkt nicht anbieten wird, da der Berater mit ETFs keine Provision bekommt, wie bei einem Fond.
Die Wachstumsraten bei ETF sind derzeit enorm. Ratsamer ist es, einen passiven ETF zu wählen, da die aktiven eine schlechtere Performance aufweisen. Auch von der Kostenseite her sind aktive ETFs teurer als passive. Was mit ETFs zudem nicht zu empfehlen ist, sind langfristige Sparpläne, in denen monatlich eingezahlt wird, denn auch hier sind die Transaktionsgebühren langfristig dann zu hoch.